Computer faszinieren schon die kleinsten Kinder. Kein Wunder – ihre Eltern verbringen oft mehrere Stunden vor dem Bildschirm. Dass somit auch der Nachwuchs irgendwann mit der digitalen Welt in Berührung kommt, ist nicht zu vermeiden. Wann hierfür der richtige Zeitpunkt ist und wie Sie Ihren Kindern spielerisch den Umgang mit einem Computer lehren, erklären wir in diesem Ratgeber.
Kinder und Jugendliche verbringen heutzutage deutlich mehr Zeit vor dem Computer als noch vor 10 Jahren. Vor allem seit der Corona-Pandemie ist ein Anstieg in der Nutzung zu erkennen, wie eine Studie der DAK-Krankenkasse, bezogen auf den Lockdown, ergab. So stieg die durchschnittliche Verweildauer von 10- bis 17-Jährigen in den sozialen Medien werktags um 66 Prozent an. Die Nutzungsdauer von Onlinespielen an diesen Tagen erhöhte sich sogar um 75 Prozent. Dass sich dies in naher Zukunft wieder ändern wird, ist wohl nicht zu erwarten. Umso wichtiger ist es deshalb, Kindern bereits früh genug einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Computer und dem Internet beizubringen.
Computer für Kinder: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Zugegeben, in unserer digitalen Welt wird es zunehmend schwerer, Kinder von Smartphones, Computern, Tablets und Co. fernzuhalten, vor allem wenn sich Eltern ständig selbst mit diesen Geräten beschäftigen, etwa weil Sie im Homeoffice arbeiten. Die Neugier der Kleinen ist oft nicht aufzuhalten, sie möchten selbst auf die Bildschirme tippen, die Maus umherfahren oder auf der Tastatur drücken. Da ist es kein Wunder, dass bereits Grundschulkinder Computerkenntnisse besitzen oder zumindest wissen, wie sie ihr Lieblingsspiel starten können. Während man diesen Medienkonsum bis zum Alter von 10 Jahren größtenteils auf ein Minimum beschränken sollte, werden Kinder spätestens mit dem Wechsel auf eine weiterführende Schule den Umgang mit einem Computer lernen müssen. Denn dann stehen nicht selten Rechercheaufgaben an oder man eignet sich Kenntnisse mithilfe verschiedener Lernvideos auf YouTube an.
Sollten Kinder einen eigenen Computer besitzen?
Eigentlich brauchen 10-jährige Kinder noch keinen eigenen Computer oder Laptop, denn Eltern sollten in diesem Alter noch bestimmen, wie lange sich der Nachwuchs online beschäftigt. Doch angesichts der Corona-Pandemie hat sich einiges verändert. In Zeiten, in denen ein regionaler Lockdown und vereinzelte Schulschließungen ständig möglich sind, müssen auch jüngere Schulkinder von zu Hause aus Zugang zu digitalen Angeboten haben. Sind demnach mehrere Kinder im Haus, die zum Beispiel alle gleichzeitig online Unterricht haben, ist ein einziger Familiencomputer im Wohnzimmer keine gute Lösung. Falls Sie also die finanziellen Mittel haben, Ihre Kinder mit einem eigenen Computer auszustatten, so bedeutet dies nicht, dass Sie diesen direkt im Kinderzimmer platzieren müssen. Sie können die Laptops zum Beispiel bei sich aufbewahren und nur bei Bedarf den Kindern zur Verfügung stellen. Sprechen Sie mit Ihrem Nachwuchs und stellen Sie Regeln auf. So verlieren Sie keine Kontrolle und Ihre Kinder haben die Gewissheit, dass sie jederzeit ihrer Schularbeit nachkommen können.
Wie lange sollten Kinder am Computer sein dürfen?
Wie lange Kinder täglich vor dem Bildschirm verbringen dürfen, ist ein wiederkehrendes Thema und häufiger Streitpunkt zwischen Kindern und Eltern. Es gibt viele Beratungsangebote, die hierzu unterschiedliche Meinungen haben. Für Kinder bis 5 Jahre wird meist eine halbe Stunde Bildschirmzeit am Tag genannt, während diese bei 7- bis 10-Jährigen zwischen 30 Minuten und maximal einer Stunde liegen sollte. Je älter die Kinder werden, umso schwieriger wird es, eine genaue Nutzungszeit festzulegen. Denn wenn Hausaufgaben am Computer gemacht werden müssen, ist eine Stunde schnell vorbei. Es empfiehlt sich daher, die Nutzungszeit für schulische Angelegenheiten nicht einzuberechnen und nur den Medienkonsum in der Freizeit einzuschränken. Sie können zum Beispiel ein wöchentliches Zeitkontingent vereinbaren. So muss das Kind selbst lernen, sich die verfügbare Zeit einzuteilen. Der Nachteil an festen Nutzungszeiten ist, dass Kinder oft das Gefühl haben, die Zeit unbedingt nutzen zu müssen, um nichts zu verpassen. Auch wenn Sie an diesem Nachmittag vielleicht lieber zeichnen oder Fußball spielen würden.
Was darf mein Kind am Computer machen?
Kinder und Jugendliche nutzen einen Computer ähnlich wie Erwachsene: Zum Informieren, Kommunizieren und zur Unterhaltung. Begleiten Sie Ihr Kind bei den ersten Schritten am Computer und klären Sie es über bestehende Gefahren auf. Sie werden Ihr Kind in Zukunft nicht ständig kontrollieren können. Umso wichtiger ist es deshalb, Ihren Nachwuchs aufzuklären – über Gutes und Schlechtes im Internet und über die Wichtigkeit, eigene Daten zu schützen.
Da Kinder auch aus Versehen auf nicht kindergerechte Seiten stoßen können, sollten Sie sich um einen Jugendschutz kümmern. Das sind Filterprogramme, die nicht altersgerechte Seiten und Programme sperren. Überprüfen Sie auch regelmäßig, ob der Jugendschutz noch funktioniert. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, das WLAN zeitlich zu beschränken. Das verhindert, dass das Kind abends oder gar nachts noch heimlich online sein kann.
Computerspiele für Kinder
Spielt Ihr Kind gerne Computerspiele, dann müssen Sie einen genauen Blick auf den Inhalt werfen. Viele Spiele sind gewaltverherrlichend und bieten in keiner Weise einen Lerneffekt. Sogenannte Open-World-Spiele ermöglichen es außerdem, während des Spiels mit Menschen aus der ganzen Welt zu kommunizieren – das kann gefährlich werden. Sich hier als Elternteil durchzusetzen, ist zwar wichtig, oftmals aber auch schwieriger als gedacht. Trendspiele wie Fortnite sind für jüngere Kinder eher nicht gedacht. Trotzdem spielen es bereits viele Schüler im Grundschulalter. Darf Ihr Kind nicht mitspielen, wird es den Wunsch äußern, auch dazu gehören zu wollen. Informieren Sie sich deshalb regelmäßig, was Ihr Kind bei Freunden zuhause macht und reden Sie mit anderen Elternteilen, wie Sie mit dem Thema umgehen.
Weitere Tipps zum Umgang von Kindern mit Videospielen am Computer
Achten Sie bei Videospielen auf die Alterskennzeichnung nach dem Jugendschutzgesetz. Vorsicht vor sogenannten Ego-Shootern: Jüngere Kinder können noch nicht klar zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.
Welche Software ist geeignet? Die Broschüre „Spiel- und Lernsoftware pädagogisch beurteilt“ informiert. Sie ist kostenlos zu bestellen beim Publikationsversand der Bundesregierung.
Spielen Sie ab und zu mit Ihrem Kind am Computer, lassen Sie sich seine Lieblingsspiele erklären: Ihr Kind wird stolz sein, Ihnen etwas beibringen zu können – und Sie können mit ihm über die Qualität der Spiele sprechen.
Instant-Messenger und Social-Media Accounts für Kinder
Wenn sich Ihre Kinder zunehmend mit einem Computer und der digitalen Welt beschäftigen, wird früher oder später auch die Frage nach eigenen Social-Media Accounts aufkommen – vorausgesetzt, Ihr Kind hat nicht schon alleine, ohne ihr Wissen, welche erstellt. Meist tummeln sich bereits Grundschulkinder auf Facebook, Instagram und Snapchat. Offiziell gelten aber folgende Regelungen:
Instagram Mindestalter 13 Jahre
Facebook Mindestalter 13 Jahre
YouTube Mindestalter 16 Jahre, Nutzung ab 13 Jahre mit einem Familienkonto für jüngere Kinder gibt es YouTube Kids
Snapchat Mindestalter 13 Jahre
TikTok Mindestalter 13 Jahre
Twitter Mindestalter 13 Jahre, in Deutschland laut der Datenschutzgrundverordung erst ab 16 Jahre
Whatsapp Mindestalter 16 Jahre
Gut zu wissen: Da keine der Apps das wahre Alter eines neuen Nutzers bei der Registrierung überprüft, ist es auch für Jüngere ein Kinderspiel, sich zu registrieren.
Als Eltern bleibt Ihnen also nur, eine eigene Regelung mit dem Kind zu vereinbaren und die einzelnen Plattformen und ihre Gefahren zu besprechen. Da alle Social-Media-Plattformen, außer TikTok, die Möglichkeit bieten, mit anderen Usern zu chatten, sollten Sie Ihr Kind darauf aufmerksam machen, nur mit Menschen in Kontakt zu treten, die sie wirklich kennen. Außerdem empfiehlt es sich, die angelegten Profile nach Möglichkeit auf privat zu stellen und ein Auge darauf zu werfen, was Ihr Kind auf diesen Profilen teilt und wem es folgt.
Wie viel Kontrolle ist in Ordnung bei den Computer-Aktivitäten der Kinder?
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, heißt es bekanntlich. Wer seinen Kindern aber auch in der Jugendzeit kein Vertrauen entgegenbringt, schadet ihnen mehr, als dass er sie schützt. Das hat eine Langzeitstudie der University of Virginia ergeben, die 184 Jugendliche von ihrem 13. bis zu ihrem 32. Lebensjahr begleitete. Sie ergab, dass Kinder, die mit besonders kontrollsüchtigen Eltern aufwuchsen, seltener stabile romantische Beziehungen führten und weniger verlässliche Freundschaften hatten.
Nehmen Sie sich als Eltern bei der Frage „Was macht mein Kind am Computer?“ mit zunehmendem Alter Ihres Nachwuchses zurück. Stellen Sie sicher, dass Sie Ihr Kind früh genug über die Gefahren im Internet aufgeklärt haben und bringen Sie ihm dann vor allem Vertrauen entgegen. Wer ständig nur mit Verboten arbeitet und versucht, sein Kind vor der digitalen Welt zu schützen, befeuert nur die Neugier. Kinder und Jugendliche lernen schnell – vor allem die Funktionen von Computern und Co. Deshalb können Sie davon ausgehen, dass Ihr Kind andere Wege findet, das Internet zu erkunden, egal, ob bei Freunden oder mit geheimen Accounts. Seien Sie also lieber offen und verteufeln Sie Computer, Internet und Smartphones nicht – vielleicht findet Ihr Kind später seine Leidenschaft im Programmieren?
Lea Straub Redaktion haus.de
Ich habe den Text zufällig auf der Website "Das Haus" gefunden. Guter Text und wichtig für alle Eltern, deshalb teile ich den Text hier sehr gerne.
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