Meine erste Begegnung mit Laos ist die Hauptstadt Vientianne. Klein, überschaubar, sauber.
Viele kleine nette Cafes, modern. Der Mekong fließt langsam vorbei. So langsam ist auch die Stadt, vielleicht das ganze Land ? Selbst auf den Straßen bremsen Autos für Mopeds und Fußgänger . Daß war mir neu in Asien. Angenehm. Jeder trödelt so vor sich hin. Wohl nicht umsonst sagt man zu den Laoten, daß sie Ihr Leben damit verbringen, dem Reis beim wachsen zu zusehen.
Allerdings hat Laos eine Staatsform zu vergleichen mit der ehemaligen DDR. So fallen mir auch die Fahnen , die alle 50 Meter hängen, auf. Die rotblaurote mit weißem Kreis von Laos, daneben die sozialistische rote Fahne mit Hammer und Sichel. Militär ist auch zu sehen, und die Stasi soll hier noch besser und perfekter organisiert sein , als im früheren Osten Deutschlands. Dies erzählte mir zumindest ein Französischer Mönch in Vientianne. Schon wieder ein Land, in das man aus politischer Verantwortung eigentlich nicht Reisen sollte ?
Nach 4 Stunden Busfahrt Richtung Norden, machte ich 2 Tage halt in Vang Viang. Hier gibt es mehr Pizzerien, Restaurants und Emailshops als Wohnhäuser. Ein Ort voller bunter Neonlampen, VCD-Player, Beton und Plastik. Was für eine schreckliche Einrichtung ist doch der Tourismus. Ein manchmal unheilbringender Gewerbezweig. Dieser Ort könnte überall auf der Welt sein. Angenehm und bedrückend zugleich. Ich habe hier einen Stop eingelegt um die Höhlen und Landschaften um den Ort anzusehen, das hat auch durchaus seinen Reiz. Nur sind diese Höhlen leider mit buntem und kitschigen Licht ausgeleuchtet. Zu Empfehlen ist aber durchaus eine ausgiebige Radtour ins Umland. Dort lassen sich noch schöne Stellen entdecken, in einer unberührten und echten Natur.
Zwischen Thailand und China hat auch Laos modern zu werden. Zwischen diesen beiden mächtigen Staaten , bei denen der Fortschritt längst Pflicht ist. Auch hier bringt das Fernsehen Ihnen die ganze moderne Welt ins Haus, und alle wollen so sein wie alle anderen. Traurig aber wahr.
Es ist viel zu einfach geworden um nach Luang Prabang in den Norden Laos zu kommen. Die Hauptstraße wurde ausgebaut, jetzt ist es an einem Tag möglich von Vientianne hier her zu fahren. Der einstmals kleine Flughafen wurde erweitert, und spuckt täglich hunderte Touristen aus. Die großen Anstrengungen und Mühen , die Zeit die man braucht, ist minimal geworden. Damit wurde der Stadt ein Teil Ihres Reizes und Einzigartigkeit genommen. Dennoch....... Luang Prabang ist ein bezaubernder Ort, umgeben von Berggipfeln wie mit Tusche gemalt. Überragt wird die Stadt vom Hügel Wat Phusi. Hier gibt es noch mehr Tempel und Klöster als Hotels. Ein Ort, der für die Ewigkeit erbaut scheint.
Ein ergreifendes Schauspiel ist jeden frühen Morgen zu beobachten. Wenn Hunderte von Mönchen aus Ihren Klöstern strömen, und durch die Hauptstraße gehen, um die Essensgaben der auf dem Gehweg knienden Bewohner in Empfang zu nehmen.
An den Ufern des Mekong, fernab der Internetcafes und Pizzas, ist der Zauber des Fernen Ostens noch spürbar. Bei Sonnenuntergang am Mekongufer wird Luang Prabang zu einer der romantischsten und friedlichsten Orte Asiens. Die Magie des Mekong. Das Volk der Laoten lebt Meeres fern, jedoch nahe am Wasser. Fast 1000 Kilometer durchfließt der größte Fluß Asiens Laos.
In Luang Prabang nahm ich ein Boot und fuhr 2 Stunden den Mekong hinauf zu den Höhlen von Tham Thing, mit ihren siebentausend Buddhastatuen. Viele der Originalstatuen sind inzwischen gestohlen. Die Dunkelheit und die unterschiedlichsten Statuen im Kerzenschein der Höhle, ergeben eine ganz eigene mystische Stimmung. Allerdings sollte man dort am frühen Morgen sein, um den Touristenmassen zu umgehen.
Ich habe in den Than Thing Höhlen den steinernen Buddha über meine Zukunft befragt. Das war relativ einfach. Mit gefalteten Händen schüttelt man einen Becher voller Bambusstöckchen , so lange bis eines davon auf den Boden fällt. Jedes Stöckchen trägt eine Nummer, jede Nummer entspricht einem Zettel mit einer bestimmten Botschaft. Ich hatte die Nummer 14 , mit der Botschaft "Das ich weiterhin Glück haben werde in meinem Leben, im Moment aber alleine Leben würde, aber bald die richtige Frau treffen würde. Zusammen hätten wir 2 Kinder und danach würde ich auch noch reich werden. Der Himmel beschützt mich ". Klingt das nicht schön ? So einfach kann das Leben sein, man muß nur dran Glauben. In den Höhlen von Tham Thing hatte ich meine 3. Wahrsagung auf meiner Reise. Es hatte alles mit einem Spaß in den Straßen von Yangon angefangen. Doch die Gedanken daran lassen sich nicht so leicht beiseite schieben. Von meinen Besuchen bei den jeweiligen Wahrsagern des Landes habe ich noch gar nicht berichtet. Aber das ist eine lange und ganz andere Geschichte.
Auf der Rückfahrt hat mich mein Bootskapitän zu sich nach Hause zum Mittagessen eingeladen. Dankend habe ich diese Einladung angenommen. Die ganze Familie und Freunde waren schon mitten beim Essen. Frischer Mekongfisch, Gemüse, Reis , Salat, Nudeln, Lao Bier, nur den Mekong-Whisky habe ich abgelehnt. Wer allerdings zur Familie gehörte und wer nicht, blieb mir ein Rätsel, da selbst der Bootsführer kaum Englisch sprach. Keine Frage wer hier die exotische Attraktion war.
Opium ? An einem Abend in den Gassen Luang Prabangs hörte ich dieses Wort mindestens fünfmal. Opiumanbau in den Bergen des Nordens gibt es schon seit es dort Menschen gibt. Meist war es die einzige Medizin. 300 Tonnen jährlich werden alleine hier im goldenen Dreieck produziert. Laos gehört zu den größten Erzeugern der Welt. Opium gilt hier immer noch als Heilmittel, nur die Herstellung von Heroin und der Handel mit Rauschgift steht unter Strafe. Der Kleinanbau und Besitz sind aber erlaubt. Die Droge als Naturheilmittel.
Henri Mouhot, der Mann der die Tempel von Angkor 1860 für die Menschheit und die Touristen entdeckt hatte, bezahlte seine Errungenschaft mit dem Leben. Sein Grab befindet sich östlich von Luang Prabang. Ich wollte das Grab des Abenteurers und Forschers natürlich aufsuchen. Mit gemietetem Motorrad von Luang Prabang ca. eine halbe Stunde Richtung Ban Naun. Weitere 10 Minuten zu Fuß eine Böschung hinab zum Fluß Nam Kham. Alles gut Ausgeschildert. Das Grab befindet sich dort wo Mouhot starb. Auf einem Hügel, ca. 30 Meter oberhalb des Ufers. Als hätten seine Begleiter es so hoch errichtet, um es gegen die Strömung zu schützen. Mouhot erforschte als Französischer Naturwissenschaftler das kurz zuvor zur Kolonie gewordene Indochina. Er wollte den Mekong aufwärts nach China. Zuvor hatte er den Bericht eines Mönches gelesen, der vor zehn Jahren in dem Dschungel unweit des Städtchens Siem Riep auf seltsame Ruinen gestoßen war. Mouhot hatte keine Ahnung was ihn dort erwartete. Eines Tages als er "La Traviata" singend immer tiefer in den Urwald eindrang, so erzählte er in seinen Briefen, spürte er plötzlich, wie sich aus dem Dickicht der riesenhaften Bäume zwei, vier, zehn, hunderte Augen auf Ihn richteten und Ihn freundlich anlächelten. Ich habe mir vorgestellt, was er in jenem Augenblick, für den sich seine Reise und sein Tod gelohnt haben, empfand. Er blieb einige Zeit in Angkor. Setzte dann , ständig Tagebuch schreibend, seinen Weg nach Norden fort.
Erreichte Luang Prabang, ging weiter und erkrankte während seines Marsches am Fluß Nam Kham. Am 19.10.1861 notierte er "Ich habe Fieber ", Tage lang findet sich keine Eintragung mehr. Erst am 29.10.1861 die letzten, mit zitternden Händen geschriebenen Worte " Mein Gott habe
Erbarmen mit mir ". Mouhot starb am 29.10.1861 an Malaria, im Alter von 35 Jahren. Als ich an seinem Grab ankam, war alles genauso wie in seinen Briefen beschrieben. Der selbe Fluß strömte mit dem kalten und klaren Wasser friedvoll vorbei, wie vor 140 Jahren. Der selbe Wald rauschte und knackste mit tausend Stimmen wie damals. Eine Frau stand auf der anderen Seite des Flußes und fischte. Eine Frau aus unserer Zeit ? Für mich war nun meine Zeit gekommen um weiterzureisen. Weiter nach Kambodscha, nach Siem Riep ....... zu den Tempeln von Angkor.
weiter mit Teil 4 : Kambodscha
Comments