Nach dem Warmup auf Ko Samui und Bangkok, bin ich jetzt in Myanmar ( Birma ). Die Hauptstadt Yangon. Dort steht die Shewedagon Pagode, goldig und zwiebelig. Nur dazu geschaffen um 8 Buddhahaare zu beherbergen. Der Erleuchtete soll sie sich eigenhändig vom Kopf gerissen haben. Es ist das bedeutendste Heiligtum Myanmars. Ich war erschlagen von der Größe und Pracht. Rubine, Saphire, Glöckchen aus Gold uns Silber, ein orientalischer Vatikan. Unschätzbar wertvoll.
Ich staune über die Burmesische Schrift. So rund, daß die Buchstaben so vor sich hin purzeln. Keine Ahnung ob all diese Kringel tatsächlich einen Sinn ergeben, oder nur Verzierung für irgend ein Schnickschnack sind.
Hier werden Kindheitsträume war. Es gibt die Giraffenhalsfrauen, die Hälse gestreckt mit bis zu zwanzig Kupferreifen. Rubine die Taubenblut heißen. Ein verborgenes Tal namens Mogok ( für Ausländer gesperrt ). Ein Land in dem die Männer statt Hosen noch den Longuy tragen, einen langen Wickelrock, und die Frauen die Cheerots rauchen, grüne starke und handgerollte Zigarren.
Yangon , die Hauptstadt. Mit ihren überwiegenden verwitternden Fassaden, wirkt es wie aus einer ganz anderen Zeit. Yangon ist grün wie ein Park. Es gibt alles zu kaufen, Kleidung aus China, Musikcassetten, Schrauben, Plastikwecker, Kochtöpfe,... Es ist total eng in den Gassen, überall wird Handel betrieben. Es gibt Cafes, Kino mit Hindufilmen, und private Guesthouses.
Myanmar ist ein Land der Pagoden, Düfte und Farben. Menschen mit schillernder Vielfalt, mit tiefen Traditionen und Religionen. Dem gegenüber aber steht aber eine schreckliche Bilanz von Menschenrechtsverletzungen der Militärdiktatur.
Wer in Myanmar weiterkommen möchte kann sich aussuchen ob er mit dem Kopf gegen die Decke eines kleinen Autos donnern will, oder auf einem Trampolinsitz im Bus auf uns ab geschleudert zu werden, oder eine endlose und unruhige Zugfahrt vorzieht.
Ich habe den Bus gewählt um nach Kinpun zum goldenen Felsen zu kommen. 5 Stunden Bus, 45 Minuten auf der Ladefläche eines LKW ( bei Monsunregen !! ), und nach weiteren 45 Minuten
Fußmarsch war ich oben, an einem der heiligsten Stellen Birmas. Mir war dort leider nichts heilig, da ich auf einer Marmortreppe ausgerutscht bin, und den großen Zeh dabei gebrochen habe. Plötzlich war die Attraktion weniger der Felsen, mehr ein blutender Tourist. Danach habe ich, um meine Götter und Engel ,die mich auf meiner Reise beschützen, wieder milde zu stimmen, einen Vogel ( die in Käfigen vor der Sulepagode gehalten werden !!) in Yangon frei gelassen.
Auch das ist Birma.
Im Zug nach Mandalay. Die Züge sind ein fahrendes Museum. Die sanitären Anlagen sind übel. Genaue Fahrpläne sind nicht zu finden. Deshalb nicht fahren ? Im Gegenteil. Die Züge passen zu diesem Land wie die Pagoden auf die Berge. Man schaukelt gemächlich durchs Land. Eine Nacht voller rumpeln, quietschen, schnarchen, habe mich dabei an vieles gewöhnt. 5 Uhr morgens werden die Fenster aufgerissen zum Massenzähne putzen. Von außen sehen die Waggons bestimmt aus wie eine rollende Reklame für Zahnpasta. Draußen fliegt Birma vorbei, eines der schönsten Länder die ich kenne.
Birma ist aus der Zeit ausgestiegen, aber nicht freiwillig. Seine olivgrünen Herrscher haben die Zukunft ausgesperrt. Das Militär hat die Menschen im Griff. Kaum einer traut sich über seine Regierung zu sprechen, wenn dann nur heimlich und sehr leise. Deshalb ist Birma ein Land aus einer ganz anderen Epoche. Beschenkt von der Schöpfung, aber betrogen von Ihren Machthabern. Ein sehr zerrissenes Land. So fühle ich mich auch. Anders gesagt, eine Reise nach Birma beginnt mit der Frage, ob man sie überhaupt antreten soll.
Mandalay ist eine hektische Stadt. Wie Casablanca oder Mombasa ist es ein Ort, der nie das halten kann , was man sich davon verspricht. Klingt verheißungsvoll, war aber eher enttäuschend.
In Birma fährt man rechts mit Autos aus der Zeit des Linksverkehrs. Beim überholen hat der Fahrer daher absolut null Sicht. Und es wird viel überholt und schnell gefahren. Aber die Götter fahren ja mit, da kann nichts passieren.
Fahrt auf dem Irrawaddy nach Bagan. Das Wasser gurgelt milchigbraun. Eine angenehme Bootsfahrt, diesmal nur 9 Stunden. Bagan ist Myanmars versunkene Schönheit. Über Sandwegen durch dieses verwunschene und schöne Land. Zu Fuß, im Ochsenkarren und auf dem Fahrrad.
In Bagan herrscht eine erdrückende Hitzeglocke. Das macht das Fahrrad fahren zu einer Schweiß treibenden Konditionsarbeit. Das Fahrrad ist aber mit Abstand das beste Verkehrsmittel. Bagan ist die weiträumigste Ruinenstadt der Welt. 3000 Tempel und Pagoden wurden im 11. Jahrhundert hier erbaut. Diese Bauwut hatte einen Grund : wer Schreine und Tempel zu Ehren des Erleuchteten stiftete, so lehrt der Buddhismus, rückt schneller dem leidlosen Zustand näher. Von Bagans Königen muß man daher annehmen, daß sie den Weg ins Nirvana in Rekordzeit zurückgelegt haben. Mein persönliches Nirvana habe ich auf gefunden: bei Sonnenuntergang auf dem Minyengon Tempel. Jeden Abend war ich dort oben, ein magischer Ort. Götterdämmerung.
Inle See. Eine in Nebel gehüllte Welt. Von diesem Nebel hat man in Bagan noch nie etwas gehört. Die Bewohner am See haben Ihre Dörfer auf Pfähle gebaut. Schwimmende Gärten, Erdbeeren, Tomaten, Melonen, alles auf dem Wasser. Wer nicht gärtnert, fischt und fährt Gemüse oder Touristen über das Wasser. Die Seeleute klemmen dazu das Paddel mit einem Bein ein und rudern mit Hilfe der Oberschenkelmuskulatur über den See. Was im Dunst ein bißchen so aus sieht wie wenn große Reiher in Booten unterwegs währen. Auch das ist Birma.
2 Naturprodukte sind in Myanmar aus dem Alltag nicht wegzudenken. Die Betelnuß, die Frucht der Arceapalme. Zuerst wird sie in Krümel verkleinert. Diese werden auf Pfeffermizpaste bestrichenen Palmblättern verteilt und zu Kaupäckchen gefaltet. Beim Kauen bildet sich ein roter Saft im Mund, der die Lippen färbt und dabei die Zähne schwärzt. Der Saft wird ausgespuckt und trocknet an der Luft. Dieser rotbraune Belag ist überall auf Straßen und Hauswänden zu finden. Es soll ein leicht anregender Wirkstoff sein.
Dann gibt es noch Tanaka. Eine Rinde die im Mahlstein Pulverisiert wird. Der sandfarbene Puder wird mit Wasser zu einem Brei gerührt, und auf die Haut aufgetragen. Fest verteilt gibt es so ein transparentes Make up. Es soll desinfizierend und kühlend sein. Häufig wird es allerdings nur mit wenigen Handbewegungen ins Gesicht gestrichen, wo es zu einer festen Kriegsbemalung Ähnlichen Schicht trocknet.
3 Wochen Myanmar war das reine und alte Asien. Das ganze Land ein lebendes Museum.
Schön, chaotisch und sehr anstrengend zu bereisen. Überall Blicke und Rufe, Grüße oder Unverschämtheiten, ganz nach Temperament. Manchmal war auch Birma schon zuviel.
Es sind liebe und freundliche Menschen die ich dort getroffen habe. Einfache Leute, aber mit tiefer Religion und Tradition. Wie Mia, die jeden Abend auf dem Minyengon Tempel saß, mit Tanaka im Gesicht und der Betelnuß zwischen den Zähnen. Mein Gesicht Birmas. Ich wünsche den "Myanmar People" eine bessere Zukunft im Birma der Freundlichkeit, Friedlichkeit und Herzlichkeit. Im Myanmar der Sonnenuntergänge, der Pagoden und Tempel. Ohne Kasernen.
weiter mit Teil 3: Laos
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